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Sechs Jahre nach ihrer Gründung haben junges glueck nun ihr zweites Album fertiggestellt, und trotz aller Kapriolen des Besetzungskarussells in den vergangenen Jahren dürfte die Band, die mittlerweile aus Sänger und Gitarrist Niclas Breslein, aus Schlagzeuger Lars Watermann und dem auch bei Janka tätigen Bassisten Ingmar Rehberg besteht, mit den zwölf Liedern auf "Raus aus Flüsterleben" einem höchsteigenen Tonfall näher gekommen sein denn je zuvor. Hatte das Erstlingswerk "Hier im Vakuum" noch mit einigen Schwächen zu kämpfen, die sich zwar erst nach und nach offenbarten, so sind beim vorliegenden Werk Abnutzungserscheinungen nicht zu erwarten.

Gerade die eher spätzündenden Stücke verraten vor allem bei genauerer Betrachtung, wie komplex und umsichtig die Arrangements der Band sind und wie sehr Peta Devlins ohnehin ausgesprochen klare und feinfühlige Produktion den Liedern eine immense Tiefe und Transparenz gibt. Auch wenn die Band in weiten Teilen auf den Höchstgeschwindigkeits-gitarrenpop der vergangenen Jahre verzichtet, der Gesang wesentlich differenzierter und das Instrumentarium erweitert wurde, gibt es nach wie vor die energetischen, im Punk verwurzelten Stücke, denen aber dieselbe entspannte Stimmung eigen ist wie den getrageneren, düsteren Liedern. Das flexibler und offener gewordene Rhythmusgerüst, das vor allem von Watermanns beneidenswert federndem, uhrwerkgenauen Trommelwerk getragen wird, hält "Raus aus Flüsterleben" stetig in der Schwebe, gibt dem Album aber auch die nötige Bodenhaftung.

Es sind jene zunächst widersprüchlich anmutenden Faktoren, die das Album so interessant machen und ihm in seiner Gesamtheit seinen eigenständigen Stil verleihen. Entsprechend unterschiedlich sind folgerichtig auch die herausragenden Lieder: Die düstere Ballade "Am allerletzten Tag" mit ihrer grauen, gedrückten Stimmung steht dem mit dezenten Pianotönen unterlegten, leichten und selbstredend dennoch melancholischen "Flüsterleben" oder dem vor Hoffnungslosigkeit sprühenden, stoisch vorüberrollenden Powerpop-Kraftakt "kaputtgetanzt" gegenüber (und dennoch mit dem Rücken zur selben Wand).

Auch textlich scheint Breslein eine eigene Tonlage gefunden zu haben. Sein prosaischer Stil ist ausgefeilter denn je, und die geduckten Beschreibungen von Vergänglichkeit, falschen Gesichtern und holprigen Ideen, von ziellosen Abenden und sinnfernen Tagen usw. usf. sind direkter und bildhafter, vor allem aber: qualitativ hochwertiger als so vieles, was man als Muttersprachler dummerweise eben auch beim Nebenbeihören verstehen muß. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich gerade das Label Strange Ways, das 2006 mit dem Album von SPORT eine der besten und interessantesten deutschsprachigen Platten des vergangenen Jahres veröffentlichte, der Herren junges glueck annahm.

Und für jene, die auch weiterhin mit dem Gedanken spielen, flauen Witzen nicht aus dem Weg zu gehen: nein. Diese Band ist nicht jung. Und gluecklich erst recht nicht.